Die staatliche KI-Förderung
Die FAZ-Ausgabe vom 27.03.2019 widmet sich anlässlich der Europatour des chinesischen Staatspräsidenten der staatlichen Förderung von KI-Projekten in China.
Das Akronym “KI” (Künstliche Intelligenz) wird von Laien wie Experten gleichermaßen überbeansprucht, um technisch innovative Produkte mit ausgereiften Algorithmen zu “erklären”. Gerade dem technischen Laien können so komplexe Vorgänge mit dem Universalargument einer dahinterstehenden künstlichen Intelligenz unwidersprochen begründet werden. Manch ein Informatiker spricht sogar von “Bullshit-Bingo” oder “Bashword”, vergeht doch gefühlt kein Tech-Pitch ohne ein KI-Produkt. Kein Wunder, dass die kürzlich veröffentliche Studie des Londoner Kapitalgebers MMC Ventures zu dem Ergebnis kam, dass vier von zehn Startups, die vorgeben KI-basierte Produkte zu entwickeln, tatsächlich keine Künstliche Intelligenz nutzen.
Doch wie en vouge Künstliche Intelligenz auch in politischer Hinsicht zurzeit ist, zeigt der FAZ-Bericht “Deutschland kleckert – China klotzt”. So sollen ausweislich von Berechnungen der Pekinger Tsinghua-Universität im Zeitraum von 2013 bis 2018 60 Prozent aller weltweit für KI verwendeten Mittel nach China geflossen sein. Bis 2020 soll dank staatlicher Hilfe die chinesische KI-Industrie auf 13 Milliarden Euro anwachsen.
Zum Vergleich: Selbiger FAZ-Ausgabe kann die Meldung entnommen werden, dass das Land Baden-Württemberg ein Paket zur Förderung der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz i.H.v. 20 Millionen Euro verabschiedet hat. Ein Förderpaket, das deutlich zeigt, dass die Dimensionen und Chancen der Entwicklung von KI auf politischer Ebene in Deutschland noch nicht vollständig durchdrungen worden sind.
Trotz starker finanzieller Förderung der KI-Entwicklung gibt es auch im Land der Mitte Entwicklungshemmnisse. Durch politische Vorgaben sei, so wird anhand des Beispiels eines Roboterherstellers deutlich, die Ausreifung von Technologien aktuell noch gehemmt, wohl um unkontrollierte Veränderungen der (politischen) Strukturen zu verhindern. Klar wird damit aber auch: ist die Entwicklung von KI-Spitzentechnologie politisch gewünscht, wird sie auch umgesetzt. An finanziellen Mitteln und dem politischen Willen scheint es hierfür jedenfalls nicht zu mangeln.
Der Autor, Tim Platner, ist Geschäftsführer der Legal Data Technology GmbH